„Serbska Utopija II“: zweiter Teil des sorbischen Films im rbb Fernsehen

Bild: rbb/Erik Schiesko

(pm) Welche Bedeutung haben Sagen und Mythen für die Wertevermittlung innerhalb der sorbischen Kultur? Dieser Frage widmen sich Filmschaffende des Łužyca Filmnetzwerks mit dem Projekt „Serbska Utopija II“ (Sorbische Utopien II). In drei Kurzfilmen werden die bekannten Erzählungen von Wassermann, Krabat und der Mittagsfrau neu interpretiert. Die Rahmenhandlung führt in eine fantastische Lausitz im frühen 17. Jahrhundert.

Das sorbische Magazin Łužyca des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) zeigt „Serbska Utopija II“ am Samstag, den 16. November 2024, um 13.35 Uhr im rbb Fernsehen auf dem Brandenburg-Kanal in niedersorbischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Nach Ausstrahlung ist der Film auch in der ARD Mediathek verfügbar.

„Die Prophezeiung“ von Autor und Regisseur Erik Šyško (Erik Schiesko) setzt den Rahmen des Films. Eine Großmutter und ihre Enkelin begeben sich darin auf eine Reise durch die Lausitz. Die Großmutter, verkörpert von Catharina Struwe, denkt sich Geschichten aus, um ihrer trauernden Enkelin, gespielt von Aniko Urbanski, Mut und Lebensweisheit mit auf den Weg zu geben. In diese Rahmenhandlung sind die Kurzfilme verschiedener Regisseure eingeflochten. Jeder Film zeigt dabei ein eigenes Verständnis der Sagen und einen individuellen Stil.

Mittagsfrau, Wassermann und Krabat – neu interpretiert

In dem humorvollen, improvisierten Kurzfilm „Plapotaŕka“ (Plappermaul) widmet sich das Team um Kameramann Roman Pernack und Regisseur Ugur Yildrim der Sage von der Mittagsfrau. Erstmalig sind dabei Wiebke Šelerowa-Šulcojc (Wiebke Schulze) und Anka Zachariasojc (Anna Zacharias) zu erleben.

Das fiktionale Regiedebüt „Wótlew & pśilew“ (Ebbe und Flut) der Autorin und Regisseurin Sophia Ziesch nimmt sich die Sage des „Wassermann“ vor. Im Stil einer fiktionalen Dokumentation begleitet sie eine junge Frau, die ihre sorbischen Wurzeln entdeckt und sich auf eine innere Reise begibt.

Für „Krabat 3000“ holt Animator und Autor Michał Barlyski mit seinem Team den Scherenschnitt aus dem Dornröschenschlaf. In einer dystopischen Lausitz muss Kantorka ihren Krabat aus den Fängen des industriellen schwarzen Müllers befreien. Der Film ist teils händisch Bild für Bild animiert.

„Sersbka Utopija II“ wurde erstmals am 9. November 2024 auf dem 34. FilmFestival Cottbus, dem Festival des osteuropäischen Films, gezeigt.

Über das Projekt „Serbska Utopija“

„Serbska Utopija“ verbindet sorbische Sagen und Mythen mit der modernen Filmsprache. Das Projekt hebt die Wichtigkeit von Werten und Identität innerhalb der sorbischen Kultur hervor und schafft gleichzeitig eine Plattform für innovative Filmemacher. Sie möchten zeigen, dass sorbische Geschichten zeitgemäß und relevant sind, während diese zugleich tief in der Geschichte und den Traditionen verwurzelt bleiben. Schon der erste Teil von „Serbska Utopija“ aus dem Jahr 2023 begab sich auf eine fiktive Zeitreise und öffnete das Sichtfeld auf vergangene, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen im sorbisch/wendischen Kontext.

Über Thori 33 Artikel
Blauäugiger freiberuflicher Dichter und Denker, Jahrgang 67, Kreativling, Kulturschaffender, Fotograf, Filmperlentaucher und Pfützenländer, Fleischesser und Milchtrinker; wurde als Kind mehrmals geimpft, ohne jemals daran gestorben zu sein; mehrfacher Träger der roten Mai-Nelke und Teilnehmer am Betriebskantinenessen

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