Unweit des „Zeitsprung“-Freiluftmuseums am zukünftigen Klinger See fällt dem Besucher ein freistehender Torbogen auf, auf dessen Krone die Köpfe dreier Ritterfiguren thronen. Diesen drei behelmten Ritterköpfen fehlen jedoch die Unterkiefer.
Nur ein paar wenige Kilometer weiter, mitten in Groß Schacksdorf, sind ebenfalls auf einem Torbogen drei Ritterfiguren ohne Unterkiefer zu entdecken. Und viele Besucher des Forster Rosengartens erinnern sich, daß dort ebenfalls mal drei solcher Köpfe auf einem Sockel aufgestellt waren. Doch was hat es eigentlich mit den Ritterköpfen auf sich?
Der Sage nach befand sich im Mittelalter in Klinge eine Sumpfburg, die von Raubrittern bewohnt wurde. Die umliegenden Sümpfe boten den Burgbewohnern Schutz vor heranrückenden Feinden. Nur im Winter, wenn die Sümpfe zugefroren waren, mußten bewaffnete Männer aus den umliegenden Dörfer Wache vor der Burg schieben.
Die Raubritter überfielen durchreisende Leute und plünderten sie aus, nahmen sie gefangen und sperrten sie ins Verließ. Von den Angehörigen der Gefangenen wurden Lösegelder erpresst. Wurde nicht gezahlt, schnitt man den Gefangenen bei lebendigen Leibe die Unterkiefer ab.
Joachim der I., Kurfürst von Brandenburg, gelang es, die als uneinnehmbar geltende Burg zu zerstören. Die letzten Bewohner der Raubritterburg – drei Brüder – wurden gefangen genommen und in den Kerker geworfen. Ihnen wurden als Strafe für ihre Untaten ebenfalls die Unterkiefer abgeschnitten.
Drei Sandstein-Büsten der letzten Raubritter von Klinge – mit abgeschnittenen Unterkiefern – sind später zur Mahnung angefertigt und um 1700 auf dem Eingangstor des damaligen Klinger Gutshofes aufgestellt worden.
Doch selbst in der heutigen Zeit finden die 3 fürchterlichen Raubritter-Gestalten noch immer keine Ruhe. So wurden sie 1973 beschädigt, als eine Landmaschine gegen den Klinger Torbogen fuhr und die Büsten herunterfielen. Der gesamte Torbogen wurde noch im gleichen Jahr abgetragen.
Die drei beschädigten Ritterbüsten wurden von Dresdner Studenten im Praktikum restauriert. Zusätzlich wurden noch drei weitere Büsten als Kopien hergestellt. Da große Teile Klinges damals dem Tagebau weichen mußten, entschloss sich die Kreis-Denkmalpflege, die Kopien auf einem 1984 neu errichteten Torbogen am Groß Schacksdorfer Schloss aufzustellen. Die restaurierten Originale standen nach der Wende viele Jahre im Forster Rosengarten, nur wenige Meter neben der Entengrabenbrücke. 2004 wurde am Ufer des zukünftigen Klinger Sees ein neuer Torbogen errichtet. Die drei Raubritterbüsten aus dem Rosengarten wurden auf Antrag des Klinger Heimatvereins wieder an ihrem angestammten Platz auf dem neu erbauten Klinger Raubrittertor angebracht, wo sie noch heute zu besichtigen sind.
Beide Rittertore mit den Büsten der drei Raubritter, die in Klinge und Groß Schacksdorf stehen, sind heute denkmalgeschützt und bei Touristen beliebte Ausflugsziele und Fotomotive zugleich.
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